Die ersten Stolpersteine in Efringen-Kirchen für:
Verlegung am 7. November 2023

Emma Olesheimer geb. Weil geb. 10.03.1857 in Emmendingen. Sie heiratete 1886 den Witwer Meier Olesheimer, der aus der ersten Ehe mit Rebekka Weiler drei Kinder hatte: Moses, Bertha und Fanny. Die Kinder aus der Ehe mit Emma Olesheimer waren:

Jonas Olesheimer (geb. 21.05.1888 für tot erklärt auf den 10.08.1942) und Ida Olesheimer verheiratete Bräunlin (geb. 15.02.1895 für tot erklärt auf den 26.04.1942).

Emma Weil lebte nach dem Tod ihres Mannes zusammen mit den beiden Kindern im Haus ihres verstorbenen Mannes in der Nähe der Kirchener Kirche. Ihre Schwester Lina, die in Basel in einem Haushalt arbeitete, zog zu ihr.

Nach der Evakuierung Kirchens im September 1939 wurden Emma Olesheimer und Lina Weil nach Konstanz in die Sigismundstr. 21 zwangseingewiesen. Von dort wurden sie am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Emma Olesheimer verstarb am 05.12.1940 (03.12.1940 Friedhofsliste Gurs) in Gurs und wurde auf dem Lagerfriedhof bestattet.

Lina Weil, geb. 25.02.1867 in Emmendingen war unverheiratet lebte zusammen mit ihrer Schwester Emma Olesheimer geb. Weil, und deren Kinder Jonas und Ida in deren Haus hinter der Kirche in Kirchen. Sie arbeitete in Basel in einer Haushaltung. Mit der Evakuierung der Bevölkerung in den grenznahen Dörfern im September 1939, wurde sie zusammen mit Schwester, Neffe und Nichte zunächst ins Kandertal gebracht, später nach Konstanz,  Sigismundstr. 21 zwangseingewiesen und am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Nach dem Tod ihrer Schwester in Gurs am 3. oder 5.12.1940 kam sie in das Nebenlager Noé, wo sie am 27.03.1943 verstarb.

Jonas Olesheimer, geb. 21.05.1888 in Kirchen, unverheiratet, lebte zusammen mit seiner Mutter Emma Olesheimer geb. Weil (geb. 10.03.1857 in Emmendingen) und deren ledigen Schwester Lina Weil (geb. 25.02.1867 in Emmendingen) sowie mit seiner Schwester Ida (geb. 15.02.1895 in Kirchen) bis zu deren Verheiratung (1920) mit Robert Bräunlin (geb. 01.07.1898) in einem gemeinsamen Haushalt im eigenen Anwesen in Kirchen, nahe der Kirche.

Er diente im 1. Weltkrieg von 1914-1918 als Soldat (Funker) in verschiedenen Frontabschnitten, wurde verschüttet und kehrte als Versehrter nach Kriegsende nach Kirchen zurück. Beruflich war er in verschiedenen Betrieben als Arbeiter tätig. Für seinem Neffen Herbert Bräunlin (geb. 17.02.1923) versah er nach dem Scheitern der Ehe seiner Schwester Vaterstelle.

Jonas Olesheimer wurde zusammen mit anderen Kirchener Männer nach dem Novemberpogrom 1938 am 11. November in „Schutzhaft“ genommen und ins KZ Dachau transportiert und bis zum 22.12.1938 dort inhaftiert. (Häftlingsnummer 21503)

Mit der Evakuierung der im Rheinvorland gelegenen Dörfer im September 1939, lebte er in der Ortsstr. 41 in Lörrach. Von dort wurde er am 22.10.1940 nach Gurs deportiert und von dort am 05.08.1942 ins Internierungslager Drancy verlegt von wo er am 10.08.1942 ins KZ Auschwitz überstellt wurde (Transport 17, Zug 901-12). Durch das Urteil des Amtsgerichtes Lörrach vom 23.01.1951 wurde er auf den 10.08.1942 für tot erklärt.

Ida Bräunlin, geb. Olesheimer, geb. 15.02.1895 lebte bis zur Verehelichung mit R. Bräunlin 1920 zusammen mit ihrer verwitweten Mutter Emma, ihrer Tante Lina Weil und ihrem unverheirateten Bruder Jonas im elterlichen Anwesen in der Nähe der Kirche. Sie heiratete 1920 den Bauunternehmer Robert Friedrich Bräunlin aus Haltingen und zog in dessen Haus. 1923 wurde der Sohn Herbert geboren. Ihre Eheschließung mit einem Nichtjuden war für die sehr traditionell ausgerichtete jüdische Gemeinde in Kirchen ein Novum. Ebenso, dass der Sohn Herbert getauft wurde. Dieser sagte später: „Jesus Christus hat mir mein Leben gerettet!“

Nach der Scheidung arbeitete Ida Bräunlin in Freiburg. Sie wurde am 22.10.1940 nicht nach Gurs deportiert. Im Februar 1941 wird ihr Name im „Verzeichnis der am 1. Februar 1941 in Baden noch wohnhaften Juden“ unter Lörrach aufgeführt, wohnhaft in Kirchen, Dorfstr. 41.

Nach Aussage von Herbert Bräunlin wurde seine Mutter kurz vor Ostern 1942 in Kirchen festgenommen und in das Gestapo Gebäude „Villa Aichele“ in Lörrach gebracht. Dort fand auch der letzte Kontakt zwischen Mutter und Sohn statt. Am 26.04.1942 wurde sie in einem Transport nach Stuttgart und von dort „abgeschoben nach dem Osten“ in das Lager Izbica in Polen deportiert. Nach dem Urteil des Amtsgerichts Lörrach wurde sie auf den 26.04.1942 für tot erklärt.

Herbert Bräunlin wurde am 17. Februar 1923 als Sohn von Robert Friedrich Bräunlin aus Haltingen und dessen aus Kirchen stammenden Ehefrau Ida geb. Olesheimer geboren. Bald nach seiner Geburt wurde er in Haltingen evangelisch getauft. Herbert Bräunlin meinte später: „Jesus Christus hat mir mein Leben gerettet.“ Nach der Scheidung seiner Eltern 1937, ist Herbert Bräunlin im großelterlichen Haus in der Nähe der Kirchener Kirche aufgewachsen. Sein Onkel Jonas Olesheimer war für ihn Vaterersatz. Nachdem er das humanistische Gymnasium in Lörrach 1937 verlassen hatte, lernte er in Basel von 1938-1942

das Schlosserhandwerk. Zusammen mit seiner Mutter lebte er bis zu deren Verhaftung und Deportation nach Izbica im Haus bei der Kirche. Kurz danach wurde das Anwesen Olesheimer beschlagnahmt. Ihm blieb ein Zimmer im großelterlichen Haus. Ab Mai 1942 wurde er in einem Rüstungsbetrieb in Müllheim zur Arbeit verpflichtet. Dort lernte er seine spätere Frau Theresa Margarethe Heitz aus Bellingen kennen. Heiraten durften die beiden nicht. Das gemeinsame Kind kam im Krankenhaus in Sulzburg zur Welt. Zwei Tage nach der Geburt starb das Kind am 21.07.1944, von einer NS-Ärztin ermordet, wie die Familie Bräunlin mit Sicherheit wusste.

Das Ehepaar Bräunlin lebte später in Haltingen mit ihren vier Kindern. Herbert Bräunlin hat als Zeitzeuge viel dazu beigetragen, dass die Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Kirchen und ihrer Bewohner erhalten blieb. Er starb hochbetagt im Oktober 2017.

Sophie Bloch geb. Geismar, geb. 25.08.1891 in Freiburg, verheiratet mit dem Postangestellten Julius Bloch aus Kirchen (geb. 15.01.1892 gest. 27.05.1937 in Lörrach, bestattet in Kirchen). Sophie Bloch betrieb vor ihrem Umzug nach Lörrach ein Gemischtwarengeschäft in Kirchen, welches sie Ende 1938 zwangsweise aufgab. Am 27.06.1939 zog sie mit ihrer Tochter Paula nach Lörrach in die Schützenstr. 12. Von dort wurde sie zusammen mit ihrer Tochter am 22.10.1940 nach Gurs deportiert (Ilot 1, Bar. 7), ab Juni 1941 in das Nebenlager  Rivesaltes (Ilot B, Bar. 29). Während der Tochter Paula die Flucht aus dem Lager gelang wurde Sophie Bloch am 14.08.1942 nach Drancy interniert und von dort ins KZ Auschwitz verschleppt. Sie wurde durch das Urteil des Amtsgerichts Lörrach vom 21.10.1952 auf den 31.12.1945 für tot erklärt.

Alexander Bloch wurde am 06.10.1923 in Freiburg als Sohn von Julius Bloch und dessen Ehefrau Sophie geb. Geismar geboren. Zusammen mit seiner Schwester Paula ist er im elterlichen Anwesen, nahe der Synagoge, aufgewachsen. Er besuchte in Würzburg das israelitische Lehrerseminar, das er nach dem 10.11.1938 fluchtartig verlassen musste. Im Zuge der 300-Kinder Aktion konnte er am 22.03.1939 von Lörrach in die Schweiz einreisen.

Er blieb in der Obhut dieser Organisation, begann unterschiedliche Lehren und erhielt im Oktober 1943 die fremdenpolizeiliche Erlaubnis ein Privatgymnasium in Zürich zu besuchen. Dort legte er auch die Maturitätsprüfung ab. Am 06.05.1946 reiste er in die USA aus, studierte dort Medizin und ließ sich als Arzt nieder.

Paula Bloch wurde am 23.04.1922 als Tochter des Postangestellten Julius Bloch und dessen Ehefrau Sophie geb. Geismar in Freiburg geboren. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Alexander ist sie in Kirchen, unweit der Synagoge, im Haus ihrer Eltern aufgewachsen. Von Januar 1938 bis zum 02.07.1940 war sie „Damenschneiderinlehrtochter“ in Basel. Zusammen mit ihrer Mutter wohnte sie seit dem 27.06.1939 in Lörrach, Schützenstr. 12. Sie wurde mit ihrer Mutter am 2.10.1940 von Lörrach aus nach Gurs deportiert. Aus dem Lager Rivesaltes, in das Mutter und Tochter verlegt wurden, gelang Paula im Sommer 1942 mit Hilfe des französischen Widerstandes die Flucht in die Schweiz. In Basel lernte sie ihren zukünftigen Mann Walter Epstein kennen und wanderte mit ihm nach dem Krieg in die USA aus. Sie verheiratete sich am 21.12.1946 in Manhattan mit Walter Epstein aus Basel (geb. 31.02.1912).

Bilder von Sophie BLoch und Lina Weil fehlen uns leider noch.

Weitere Stolpersteine in Kirchen für:
Verlegung am 9. Oktober 2024

Henriette Olesheimer, geb. Bachrach, geb. 04.04.1867 wurde am 04.04.1867 als Tochter des Felix Bachrach und dessen Ehefrau Marie geb. Götschel in Hagenthal/E geboren.

Sie heiratete am 27.11.1893 Moses Olesheimer, Viehhändler, aus Kirchen. Er verstarb am 15.01.1933.

Zusammen mit der Familie ihrer Tochter Rebekka, verheiratete Braunschweig, zog sie 1933 nach St. Louis/E, danach nach Basel und 1935 wieder zurück nach Kirchen. 1938 übersiedelte sie mit der Familie nach Besançon, da sie  zusammen mit ihrer Tochter Rebekka die französische Staatsbürgerschaft besaß.

Sie blieb nach der Flucht ihrer Tochter Rebekka und ihrer Enkelin Johanna in die Schweiz, zusammen mit der zweiten Enkelin Margot in Besançon wohnen.

Margot wurde am 17. Juli 1942 in Besançon verhaftet und von Pithiviers (Dep. Loire) am 17. Juli 1942 nach Auschwitz verschleppt. Ihr Todesdatum ist der 19.08.1942.

Henriette Olesheimer blieb unter der Obhut christlicher Freunde in Besançon wohnen und starb dort 1942.

 

Quellen:

„Auswanderung und Flucht: die Familie Leopold Braunschweig“ in „Juden auf dem Lande“ Das Dorf Kirchen, Begleitschrift zur Ausstellung 1996, S.76f

Axel Huettner, „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Schriftwechsel mit Denise Leder geb. Braunschweig 1976

Staatsarchiv Basel-Stadt PD-REG 3a 18347, Braunschweig-Olesheimer, Leopold

Rebekka Braunschweig geb. Olesheimer, geb. 06.09.1894 wurde am 6. September 1894 als Tochter des Moses Olesheimer und dessen Ehefrau Henriette geb. Bachrach in Kirchen geboren. Vom 10. Lebensjahr an bis zur Beendigung ihrer Schulzeit lebte sie bei ihrer Großmutter in Basel.

Sie heiratete am 1. September 1913 den Kirchener Viehhändler Leopold Braunschweig (1887-1952). Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor: Denise verheiratete Leder, Margot Braunschweig und Johanna  verheiratete Marque.

Mit ihrer Familie verließ sie 1933 Kirchen und zog nach St. Louis/E, danach nach Basel und im Februar 1935 wieder zurück nach Kirchen. In den folgenden Jahren trennte sich die Familie. Tochter Johanna zog für zwei Jahre zu ihrer in Basel verheirateten Schwester Denise Leder.  Rebekka Braunschweig besaß wie auch ihre  Mutter Henriette Olesheimer die französische Staatsbürgerschaft und ließ sich zusammen mit Tochter Margot und der wieder zur Familie dazu gestoßenen Tochter Johanna in Besançon nieder. Johanna und  Rebekka Braunschweig gelang 1942 die Flucht in die Schweiz.Leopold Braunschweig, der in Frankreich keine Aufenthaltserlaubnis erhielt, floh nach Basel, wo er geduldet wird.

Margot wurde im Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Henriette Olesheimer starb 1942 in Besançon.

Rebekka Braunschweig starb am 20.12.1965 im jüdischen Altersheim in Lengnau/Kt. Aargau.

Eidesstattliche Erklärung von Rebekka Braunschweig-Olesheimer

Ich, die unterzeichnete Rebekka Braunschweig geb. Olesheimer versichere, über Bedeutung und Tragweite einer eidesstattlichen Versicherung belehrt, an Eidesstatt was folgt:

Meine Tochter Margot und meine Tochter Johanna ist mit mir und meiner Mutter, da wir zwei nach dem Friedensvertrag von Versailles französische Staatsbürgerinnen waren 1938 nach Besancon/Frankreich ausgewandert.

Sie (Margot) hatte bis dahin bei der Kleiderschneiderin Schmidt in Basel, Margarethenstraße eine Schneiderdinnenlehre mitgemacht und war sehr geschickt im Kleidermachen. Sie war perfekte Kleiderschneiderin und hat während des Aufenthaltes in Besancon bis 12.6. 1942 mit Ausnahme der Einnahmen, die meine Mutter aus ihrer Vermietung ihres Hauses in Besancon hatte, den grössten Teil des Unterhaltes meiner Familie in Besancon getragen.

Die jüngere Tochter Johanna war in dieser Zeit Büroangestellte bei der Firma Citroen.

Mein Mann konnte in dieser Zeit zum Unterhalt unserer Familie nichts beitragen. Einkommen in Deutschland hatte er schon lange keines mehr, Vermögen war auch keines vorhanden. Eine Einreiseerlaubnis nach Frankreich hat er als Deutscher nicht bekommen. Er ist deswegen am gleichen Tage, an dem wir nach Besancon auswanderten, nach Basel ausgewandert, wo er auf Grund der Bürgschaft seines Schwiegersohnes eine Aufenthaltserlaubnis bekam. Irgendeine Unterstützung von Basel aus war ihm nicht möglich, da er dort Arbeitsverbot hatte. Er hat auch tatsächlich dort nichts verdient.

In der ersten Zeit haben wir in Besancon noch vom Vermögen meiner Mutter gelebt, sodass auch meine Tochter Denise Leder-Braunschweig in Basel keinen Anlass hatte, uns zu unterstützen.

Während des Krieges war eine solche Unterstützung von der Schweiz nach Frankreich praktisch nicht möglich. Der Unterhalt der Familie lastete in steigendem Maße auf der Tochter Margot, da die bei Auswanderung erst 14jährige Tochter Johanna nur unbedeutend verdiente.

Am 12. Juni 1942 wurde Margot von der Geheimen Staatspolizei verhaftet, nachdem Johanna sich der drohenden Verhaftung durch Flucht in die Schweiz entziehen konnte. Über den Verbleib der Tochter Margot haben wir nie mehr etwas gehört.

Margot hatte keine bestimmten Heiratsabsichten. Ob sie später geheiratet hätte, weiß ich nicht. Sie hat aber immer sehr zur Familie gehalten und ihren ganzen Arbeitsertrag, soweit sie ihn nicht für ihre bescheidenen persönlichen Bedürfnisse brauchte, für den Unterhalt der Familie verwendet. Sie hätte uns im Falle der Bedürftigkeit unterhalten und sie wäre dazu auch in der Lage gewesen, weil sie eine sehr geschickte Kleiderschneiderin war.

1946 kam mein Mann nach Besancon, hatte aber auch dort Arbeitsverbot und hat nichts verdient. Er war dann etwa 1947/48 ein Jahr in Saarburg als Kantor mit einem verhältnismäßig geringen Gehalt. Seit etwa 1 ½ Jahren war er als Kantor in Endingen angestellt für ein Gehalt von 800 SFr. Vierteljährlich. Sein sonstiger Verdienst war unbedeutend, zumal er einen Kredit den er zum Wiederaufbau seines Viehhandelsgeschäftes in Oberbaden benötigt hätte, nicht erhalten konnte.

Unsere Tochter Denise ist verheiratet in Basel mit dem Handelsvertreter Siegfried Leder. Mit meinem Schwiegersohn lebe ich in Streit, den er verschuldet hat; meine Tochter steht auf seiner Seite, sie ist ohne Verdienst.

Die Tochter Johanna ist verheiratet mit Arnold Wochenmark in St. Franzisko in Kalifornien. Ihr Ehemann ist ein kleiner Angestellter, der über den notwendigen Unterhalt von Frau und drei Kindern hinaus nichts verdient.

Ich selbst bin Herz- und Rheumatismus leidend und nicht arbeitsfähig. Seit dem Jahr 1952 ist mein ganzes Vermögen, das mir z.T. erst in diesem Jahre durch Erbschaft zugefallen ist, in zwei Bankguthaben beim schweizerischen Bankverein Baden und der Aargauischen Kantonalbank in Endigen angelegt, die zusammen auf 31.12.1952 einen Betrag von ……. ergeben. Mein Jahreseinkommen war 1952  SFr. 802.“

Endigen den 12, März 1953

Frau Wwe. R. Braunschweig

Quellen:

„Auswanderung und Flucht: die Familie Leopold Braunschweig“ in „Juden auf dem Lande“ Das Dorf Kirchen, Begleitschrift zur Ausstellung 1996, S.76f

Axel Huettner, „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Schriftwechsel mit Denise Leder geb. Braunschweig 1976

Staatsarchiv Basel-Stadt PD-REG 3a 18347, Braunschweig-Olesheimer, Leopold

Staatsarchiv Freiburg F 196/1  2113/1

Leopold Braunschweig wurde am 16. Oktober 1887 als Sohn von Israel Braunschweig (1845-1919) und dessen Ehefrau Jeanette geb. Wertheimer (1849-1921) in Kirchen geboren. Er heiratete am 1. September 1913 Rebekka geb. Olesheimer.

Leopold Braunschweig war Viehhändler und bekleidete das Amt des Vorstehers der jüdischen Gemeinde von 1922-1933. Er diente als Soldat im 1. Weltkrieg und war Feuerwehrmann bei der Kirchener Wehr.  1933 verließ er mit seiner Familie Kirchen und zog  nach St. Louis im Elsass.  Leopold Braunschweig wurde wegen angeblicher Spitzeltätigkeit aus Frankreich ausgewiesen und durfte bei dem kurzen Aufenthalt danach in Basel keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen.1935 war die Familie wieder zurück in Kirchen.

In den folgenden Jahren trennte sich die Familie. Tochter Johanna zog für zwei Jahre zu ihrer in Basel verheirateten Schwester Denise Leder. Ehefrau Rebekka besaß zusammen mit ihrer Mutter Henriette Olesheimer die französische Staatsbürgerschaft und ließ sich zusammen mit Tochter Margot und der wieder zur Familie dazugestoßenen Tochter Johanna in Besançon nieder. Johanna und ihrer Mutter Rebekka gelang 1942 die Flucht in die Schweiz.

Margot wurde im Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Henriette Olesheimer starb 1942 in Besançon.

Leopold Braunschweig konnte bei seiner Tochter Denise in Basel Unterschlupf finden und ging nach Ende des Krieges zuerst nach Besancon, war für ein Jahr Kantor in Saarburg (F) und danach in Endigen (CH). 1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Er versuchte in Steinen eine Viehhandlung aufzubauen.. Leopold Braunschweig starb am 18.10.1952 und wurde in Basel bestattet. Rebekka Braunschweig starb am 20.12. 1965 in Lengnau/Kt. Aargau.

Zum Viehhandelsgeschäft des Leopold Braunschweig:

Eidesstattliche Erklärung von Julius Wickersheim aus Obereichsel (28.10.1954)

„In Kenntnis der Tatsache, dass fahrlässig gemachte Angaben, ob wissentlich falsche Aussagen bestraft werden, erkläre ich an Eides statt:

Ich war von 1924 bis 1933 (als Familie Braunschweig nach dem Elsass auswanderte) Knecht bei Herrn Leopold Braunschweig, Viehhändler in Kirchen, Kreis Lörrach. Das Vieh hatte ich zu pflegen und zeitweise auch Transporte durchzuführen. Die Viehhandlung Braunschweig gehörte zu den größten des Kreises Lörrach. Aus eigener Kenntnis kann ich sagen, daß der Durchschnitt der Viehumsätze pro Woche 30 Stück Großvieh betragen hat. (Nutz- und Schlachtvieh). Auch noch im letzten Jahr – 1932-  war das Geschäft sehr gut. Es mag nicht ausgeschlossen sein, daß das Geschäft etwas zurückging im Jahr 32, aber es kann nicht viel gewesen sein, denn mir ist es nicht aufgefallen, daß weniger Vieh gehandelt wurde. 30 bis 40 Stück Vieh standen immer in den 2 Stallungen in Kirchen bis zuletzt. Als Tierarzt hatten wir den Bez. Tierarzt Dr. Vortisch aus Lörrach, der verstorben ist. Der Geschäftsbereich erstreckte sich in der Hauptsache auf die Kreise Waldshut, Säckingen, Lörrach, Müllheim. Geschäfte wurden aber auch darüber hinaus getätigt bis Freiburg und Lahr. Herr Braunschweig war einer der wenigen Viehhändler des Kreises, der seine Geschäfte mit dem Auto erledigte. Braunschweigs waren sehr reiche Leute.“

Julius Wickersheim

Eidesstattliche Versicherung von Fritz Wehrle gegenüber Leopold Braunschweig

„In der Wiedergutmachungssache Leopold Braunschweig in Kirchen gebe ich Fritz Wehrle geb. am 5.8.1888 in Wintersweiler nachstehende Versicherung an Eidesstatt ab. Es ist mir bekannt, dass absichtlich unwahre Angaben nach § 15 StGB mit Gefängnis von einem Monat bis zu drei Jahren bestraft werden.

Als langjähriges Mitglied des ehemaligen Steuerausschusses Efringen habe ich zu Ihrer Anfrage folgendes zu äußern: Genau Zahlen über die damaligen Einkommen- und Verdienstverhältnisse kann ich nach den langen Jahren nicht mehr angeben, doch ich weiß bestimmt, daß Leopold. Braunschweig zu den höchstbesteuerten Viehhändlern gehörte. Er hatte ein eigenes Auto, was damals kaum ein anderer Viehhändler besaß. Ferner kann ich bestimmt versichern, daß sein Jahreseinkommen mit über 12.000RM veranlagt war.“

Rechtsanwalt Vortisch:

„...Im Gegensatz zum größten Viehhändler Leopold Braunschweig, der besonders intelligent und wendig war, und Max und Isaak Braunschweig, die sich als Metzger lange Zeit ein verhältnismäßig auskömmliches Einkommen erhalten konnten...“

Quellen:

„Auswanderung und Flucht: die Familie Leopold Braunschweig“ in „Juden auf dem Lande“ Das Dorf Kirchen, Begleitschrift zur Ausstellung 1996, S.76f

Axel Huettner, „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Schriftwechsel mit Denise Leder geb. Braunschweig 1976

Staatsarchiv Basel-Stadt PD-REG 3a 18347, Braunschweig-Olesheimer, Leopold

Staatsarchiv Freiburg F 166/3  2005; 196/1 2113/2; 166/3  1052

Johanna Marque geb. Braunschweig, geb. 30.11.1924 wurde als jüngstes Kind des Viehhändlers Leopold und Rebekka Braunschweig geb. Olesheimer geboren. 1933 zog die Familie nach St. Louis, danach nach Basel und 1935 wieder zurück nach Kirchen. 1936 zog Johanna zu ihrer in Basel verheirateten Schwester Denise Leder und besuchte dort die Realschule. 

1938 übersiedelte die Familie nach Besançon, da die Großmutter Henriette geb. Olesheimer und die Mutter Rebekka die französische Staatsbürgerschaft besaßen. Johanna Braunschweig arbeitete im Büro einer Autoreparaturwerkstatt in Besançon. Angesichts der Zuspitzung der politischen Lage in Frankreich, unternahm Johanna am 7. Juni 1942 den Versuch illegal über die Schweizer Grenze zu gelangen. Obwohl sie von einem Grenzposten aufgegriffen wurde, ließ man sie zu ihrer Schwester nach Basel weiterreisen. Hier lernte sie Arnold Marque (Wochenmark) kennen und heiratete ihn am 18.03. 1945. Mit Hilfe der emigrierten Verwandtschaft des Ehepaares gelang es ihnen am 31.01.1946 die Schweiz zu verlassen und in den USA eine neue Heimat zu finden. Johanna Marque starb am 25.03.2018.

Johanna Braunschweig flieht in die Schweiz.

7. Juli 1942

In der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1942 überquert die 17- jährige Johanna Braunschweig die Schweizer Grenze bei Le Noirmont im Jura. Sie ist auf der Flucht von Besancon nach Basel, wo ihre Schwester mit dem Konditor Siegfried Leder verheiratet ist. Johanna Braunschweig kennt Basel. Sie ist dort zur Welt gekommen und ist 1937, als der Alltag in ihrem Wohnort Efringen bei Lörrach fur Juden unerträglich wurde, von den Eltern nach Basel geschickt worden. 1938 zieht ihre Mutter Rebecca Braunschweig mit ihrer zweiten Tochter Margot von Efringen nach Besancon. Johanna folgt ihr nach. Anfang Juli 1942 macht die Polizei in Besancon Razzien auf jüdische Frauen und Mädchen, um einen Anschlag der Resistance zu vergelten. Johanna gelingt es, zu fliehen, wie auch drei Tage später ihrer Mutter. Die Schwester, Margot Braunschweig hingegen schafft es nicht mehr, aus Besancon zu entkommen.

 Johanna Braunschweig kommt in Basel an.

11. Juli 1942

S. Leder:

«Selbstverständlich komme ich für den Unterhalt meiner Schwägerin voll und ganz auf.»

Nachdem Johanna Braunschweig unweit der Schweizer Grenze von einer Grenzpatrouille aufgegriffen worden war, wird sie in Neuenburg in Sicherheitshaft gebracht. Von dort aus kann sie ihren Schwager in Basel benachrichtigen, der ihr das Geld für ein Bahnbillett schickt. Am 13. Juli meldet Siegfried Leder, der Sohn von Bäckermeister Jsak Leder, seine Schwägerin Johanna Braunschweig am Schalter der Basler Fremdenpolizei im Spiegelhof an. Am 17. Juli stellt er das Aufenthaltsgesuch für Johanna Braunschweig.

Quellen:

„Auswanderung und Flucht: die Familie Leopold Braunschweig“ in „Juden auf dem Lande“ Das Dorf Kirchen, Begleitschrift zur Ausstellung 1996, S.76f

Axel Huettner, „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Schriftwechsel mit Denise Leder geb. Braunschweig 1976

Staatsarchiv Basel-Stadt PD-REG 3a 18347, Braunschweig-Olesheimer, Leopold

Margot Braunschweig, geb. 25.11.1920 wurde als zweite von insgesamt drei Töchter des Viehhändlers Leopold und Rebekka Braunschweig geb. Olesheimer geboren. 1933 zog die Familie nach St. Louis (Elsaß), danach nach Basel und 1935 wieder zurück nach Kirchen. Margot erlernte in Basel den Beruf einer Damenschneiderin.1938 übersiedelte die Familie nach Besançon, da Großmutter Henriette geb. Olesheimer und die Tochter Rebekka die französische Staatsbürgerschaft besaßen. Leopold Braunschweig, der keine Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich erhielt, lebte bei seiner Tochter Denise in Basel.

Margot arbeitete in Besançon als Schneiderin und unterhielt mit ihrem Verdienst die Familie. Ihrer Schwester Johanna gelang im Juni 1942 die Flucht in die Schweiz. Margot wurde am 17. Juli 1942 in Besançon verhaftet und von Pithiviers (Dep. Loiret) am 17. Juli 1942 nach Auschwitz verschleppt. Ihr Todesdatum ist der 19.08.1942.

Ihrer Mutter Rebekka gelang ebenfalls die Flucht in die Schweiz. Die Großmutter Henriette starb in Besançon 1942.

Quellen:

Web Gedenkbuch Bundesarchiv

Acte des Disparation, Ministère des anciens Combattants et Victimes de Guerre, Paris

14. Jan. 1948

Yad Vashem

A. Huettner, „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Staatsarchiv Basel-Stadt PD-REG 3a  18347, Braunschweig-Olesheimer,Leopold

Samuel Moses (I), geb.06.06.1875 in Kirchen wurde als Sohn von Hermann Moses und Eva geb. Schwab am 6. Juni 1875 in Kirchen geboren. Er arbeitete als Händler und bekleidete bei der jüdischen Kultusgemeinde als Schatzungsrat und Vorsteher der Gemeinde wichtige Posten. Bis 1920 diente er in der örtlichen Feuerwehr. Im Oktober 1904 heiratete er Rosa geb. Braunschweig. Aus der Ehe gingen die drei Kinder Siegfried, Thekla  und Norbert hervor. Im Zuge des Novemberpogroms wurde er als „Schutzhäftling 20738“ nach Dachau inhaftiert. Nach der Räumung der rheinnahen Gemeinden 1939 kam er zusammen mit seiner Frau nach Konstanz und lebte dort in einem „Judenhaus“ in der Tägermoosstr.4. Am 22.10. 1940 wurde er mit seiner Frau nach Gurs deportiert und von dort im August 1942 nach Auschwitz verschleppt. Er wurde auf den 12.08.1942 für tot erklärt.

Aussage des Polizeimeisters Schulz über das Viehhandelsgeschäft des Samuel Moses I:

„Samuel Moses I betrieb in Efringen-Kirchen schon vor dem 1. Weltkrieg Viehhandel. Bis zur Evakuierung der Bevölkerung von Efringen-Kirchen am 03.09.1939 übte er auch keine andere Tätigkeit aus. Es sei gleich erwähnt, dass dem Moses bis zur Evakuierung von keiner Seite irgendwelche Schwierigkeiten gemacht wurden, solange er noch in Efringen-Kirchen war. Den Viehhandel übt er ohne Unterbrechung aus und er soll in den letzten Jahren nicht weniger verdient haben als vor dem Jahr 1933….

Das Unternehmen war nicht besonders groß. In den letzten Jahren hatte er nur noch für sich und seine Frau zu sorgen. Die Kinder waren erwachsen. Seine Tätigkeit war dementsprechend. Er war nicht reich, lebte vor 1933 und auch nachher sozusagen von der Hand in den Mund. Es ist ihm in den letzen Jahren nicht schlechter gegangen als vorher. Der Betrieb war also keinen Boykottmaßnahmen ausgesetzt…….

Es ist auch allgemein in Efringen-Kirchen bekannt, dass hier den Juden nicht so zugesetzt wurde, wie es vielleicht an anderen Orten geschehen ist.“

Eidesstattliche Erklärung des David Bloch vom 11.06.1958 in Oxford, N.Y.

„Ich bin seit Dezember 1935 mit meiner jetzigen Ehefrau Thekla geb. Moses verheiratet und übte in Kirchen den Viehhandel aus. Ich weiß, dass mein Schwiegervater, der auch ein Viehhandelsgeschäft betrieb, seit 1933 immer größere Schwierigkeiten bei der Ausübung seines Gewerbes hatte und dass sein Viehhandelsgeschäft immer mehr zum Erliegen kam, genauso wie mein eigenes auch. Es ist mir unverständlich, wie man behaupten kann, dass er auch über 1937 hinaus das Viehhandelsgeschäft ausgeübt habe, denn er musste das Geschäft ja auf den 1. November 1937 seinerzeit abmelden. Ich weiß, dass er seither aus Angst vor den Nationalsozialisten keine Viehhandelsgeschäfte mehr getätigt hat.“

Eidesstattliche Versicherung der Tochter Thekla Bloch geb. Moses v. 11.06.1958:

„Mein Vater konnte seinen Beruf als Viehhändler seit 1933 nur noch mit fortschreitend größer werdenden Schwierigkeiten ausüben. Mein Vater verkaufte, wie es üblich war, vielfach auf Schuldscheine. Aufgrund der nationalsozialistischen Propaganda haben die Schuldner dieser Schuldscheine ihre Schulden seit 1933 nur noch in stets abnehmendem Umfang bezahlt, so dass das Geschäft schon unter einer großen Kapitalknappheit zu leiden gehabt hatte. Die rückfließenden Gelder mussten auch großenteils zum Unterhalt verwendet werden, weil zahlreiche Leute es teilweise in beleidigender Form ablehnten mit meinem Vater als Juden überhaupt noch Geschäfte zu machen und noch eine viel größere Anzahl von Leuten erklärten, dass sie es nicht mehr riskieren könnten, solche Geschäfte zu machen, weil sie sonst allerhand Nachteile zu erleiden hätten. Der Viehhandel meines Vaters ist daher sehr stark zurückgegangen. Wie alle anderen Kirchener Viehhändler ist schließlich mein Vater im Oktober 1937 aufgefordert worden, seinen Gewerbebetrieb abzumelden, was er auch getan hat. Seither hat er sich nicht mehr getraut, den Viehhandel weiter zu betreiben, weil er sonst ja bestraft worden wäre. Dass die Kirchener Bevölkerung im Großen und Ganzen uns Juden nicht feindlich gesinnt war, ist zwar richtig, jedoch waren auch in Kirchen einige Schreier, die seinerzeit dann im Jahre 1938 die Synagoge zerstörten und den Friedhof geschändet haben.“

Eidesstattliche Versicherung des Sohnes, Siegfried Moses:

"Ich, der Unterzeichnete Kaufmann Siegfried Moses, versichere über die Bedeutung…. Belehrt worden zu sein und erkläre an Eides Statt was folgt:

Ich bin in Lörrach in die Realschule und nach Erreichung der Mittleren Reife in die Handelsschule gegangen, die ich am 3. April 1925 nach dreijährigem Schulbesuch mit dem Abgangszeugnis verließ. Ich habe dann eine kaufmännische Lehre beim Schuhhändler Alfred Bodenheimer in Lörrach gemacht, wo ich auch nachher als noch als Angestellter tätig war. Vom Jahr 1930 bis 1937 war ich im Viehhandelsgeschäft meiner Vaters, des Viehhändlers Samuel Moses I in Efringen-Kirchen tätig. Ich habe bei meinem Vater 250 RM monatlich verdient und habe meiner Mutter davon etwa 50 RM für Kost und Logie bezahlt. Dieses Gehalt habe ich auch noch für 1935 voll erhalten. Im Jahr 1936 gingen unsere Einnahmen aber so zurück, daß ich nur noch unregelmäßig Geld bekam, im Ganzen etwa die Hälfte  früherer Einnahmen, also monatlich RM 125. Schon Ende 1936 war der Viehhandel so sehr erschwert, daß wir keine Geschäfte mehr machen konnten, ich war bis zu meiner Auswanderung am 2. Dez. 1937 ohne Arbeit. Zur Sozialversicherung bin ich von meinem Vater nicht angemeldet gewesen.

Meine Fahrkarte von Le Havre nach New York habe ich selbst bezahlt bei einem Reisebüro in Lörrach und habe dafür 5 – 600 RM aufgewendet. Ich bin am 2. Dez. 1937 mit dem Schiff Washington weggefahren und habe eine 2. Klasse Fahrkarte gehabt. Ich hatte großes Gepäck. Was es gekostet hat, weiß ich nicht mehr und kann das auch nicht mehr feststellen. Umzugskosten habe ich nicht bezahlt. Ich habe dann im Jahr 1938 für einen Onkel in New York gegen Kost und Wohnung gearbeitet, hatte dann von 1939 ab ein kleinen Verdienst, jedoch weniger wie 100$ monatlich. Erst von Ende 1942, etwa von Oktober an, sind meine Einnahmen auf über 100 $ monatlich gestiegen."

Norwich, den July 15. 1957

Siegfried Moses

Quellen:

A. Huettner „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Web Gedenkbuch Bundesarchiv

Yad Vashem

Staatsarchiv Freiburg P 303/4  129

Rosa Moses geb. Braunschweig, geb. 31.01.1878 wurde am 31. Januar 1878 als 5. von insgesamt 13 Kindern des Israel Braunschweig und Jeanette geb. Wertheimer in Kirchen geboren. Sie heiratete am 25.10. 1904 Samuel Moses. Das Ehepaar hatte 3 Kinder: Siegfried, Thekla und Norbert. Nach der Räumung der rheinnahen Gemeinden 1939 kam sie zusammen mit ihrem Mann nach Konstanz und lebte dort in einem „Judenhaus“ in der Tägermoosstr.4. Am 22.10. 1940 wurde sie mit Ehemann Samuel nach Gurs deportiert und von dort im August 1942 nach Auschwitz verschleppt. Sie wurde auf den 12.08.1942 für tot erklärt.

Quellen:

A. Huettner „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Web Gedenkbuch Bundesarchiv

Yad Vashem

Staatsarchiv Freiburg P 303/4  1299

Siegfried Moses, geb. 13.11.1907  wurde als ältestes von drei Kindern des Samuel Moses und der Rosa geb. Braunschweig am 13. November 1907 in Kirchen geboren. Er besuchte in Lörrach die Real- und später die Handelsschule und absolviere eine drei-jährige Lehre im Schuhgeschäft Alfred Bodenheimer in Lörrach.Bis 1930 leitete er  die Filiale der damaligen Schuhmacherei Bodenheimer. Danach war er bis zum Jahr 1937 als Viehhändler im Unternehmen seines Vaters Samuel Moses I tätig. Auf Grund der Boykottmaßnahmen gegen jüdische Unternehmen wurde er arbeitslos. Er verließ Kirchen am 29.11.1937  und fand in den USA bei seinem Onkel Jacob Braunschweig eine neue Bleibe. Zuerst arbeitete er in dessen Malergeschäft mit, war dann in verschiedenen anderen Tätigkeiten beschäftigt, bevor er seinen alten Beruf als Viehhändler wieder ausübte. In Norwich NY lebte er zusammen mit seiner Frau Gretel geb. Ackermann und den beiden Kindern Elaine und Larry auf einer großen Farm. Er ist hochbetagt in den USA verstorben.

Eidesstattliche Versicherung

"Ich, der Unterzeichnete Kaufmann Siegfried Moses, versichere über die Bedeutung…. Belehrt worden zu sein und erkläre an Eides Statt was folgt:

Ich bin in Lörrach in die Realschule und nach Erreichung der Mittleren Reife in die Handelsschule gegangen, die ich am 3. April 1925 nach dreijährigem Schulbesuch mit dem Abgangszeugnis verließ. Ich habe dann eine kaufmännische Lehre beim Schuhhändler Alfred Bodenheimer in Lörrach gemacht, wo ich auch nachher als noch als Angestellter tätig war. Vom Jahr 1930 bis 1937 war ich im Viehhandelsgeschäft meiner Vaters, des Viehhändlers Samuel Moses I in Efringen-Kirchen tätig. Ich habe bei meinem Vater 250 RM monatlich verdient und habe meiner Mutter davon etwa 50 RM für Kost und Logie bezahlt. Dieses Gehalt habe ich auch noch für 1935 voll erhalten. Im Jahr 1936 gingen unsere Einnahmen aber so zurück, daß ich nur noch unregelmäßig Geld bekam, im Ganzen etwa die Hälfte  früherer Einnahmen, also monatlich RM 125. Schon Ende 1936 war der Viehhandel so sehr erschwert, daß wir keine Geschäfte mehr machen konnten, ich war bis zu meiner Auswanderung am 2. Dez. 1937 ohne Arbeit. Zur Sozialversicherung bin ich von meinem Vater nicht angemeldet gewesen.

Meine Fahrkarte von Le Havre nach New York habe ich selbst bezahlt bei einem Reisebüro in Lörrach und habe dafür 5 – 600 RM aufgewendet. Ich bin am 2. Dez. 1937 mit dem Schiff Washington weggefahren und habe eine 2. Klasse Fahrkarte gehabt. Ich hatte großes Gepäck. Was es gekostet hat, weiß ich nicht mehr und kann das auch nicht mehr feststellen. Umzugskosten habe ich nicht bezahlt. Ich habe dann im Jahr 1938 für einen Onkel in New York gegen Kost und Wohnung gearbeitet, hatte dann von 1939 ab ein kleinen Verdienst, jedoch weniger wie 100$ monatlich. Erst von Ende 1942, etwa von Oktober an, sind meine Einnahmen auf über 100 $ monatlich gestiegen."

Norwich, den July 15. 1957

Siegfried Moses

Zu Siegfried Moses (Erinnerungen eines Enkels):

Jeder hat Lieblingserinnerungen aus seiner Kindheit – vielleicht ein besonderer Ort, den sie besucht haben, Lieblingsspeisen oder unvergessliche Momente, die sie mit ihren Lieben verbracht haben. Nach dem Federation Holocaust Memorial Remembrance Event am 6. Oktober hatte ich die Chance, ein paar meiner Lieblingserinnerungen mit neuen Freunden zu teilen. Auf dem Temple Israel Cemetery befindet sich ein Holocaust-Gedenkstein, der im November 1952 vom Get Together Club errichtet wurde, einer Gruppe deutsch-jüdischer Frauen, die sich nach der Flucht vor der Nazi-Verfolgung im südlichen Tier niederließen.

 Meine Großeltern, Siegfried und Gretel Moses, waren deutsch-jüdische Einwanderer, die 1938 in dieses Land kamen und sich auf einer schönen Farm in Norwich, NY, niederließen. Beide verloren ihre Eltern und andere Familienmitglieder in der Shoah. Als Viehhändler machten sie sich ein schönes Leben, zu dem auch deutsch-jüdische Freunde und Traditionen gehörten. Als Kind hatte ich das Glück, Zeit auf ihrem Hof zu verbringen. Es war ein magischer Ort. Es gab viele Tiere (sowohl große als auch kleine), Hektar zum Wandern, ein altes Bauernhaus, das viele Geheimnisse enthielt, einen Bach, um zu erkunden, und alte Scheunen, die meine Schwestern und mich sowohl erschreckten als auch begeisterten. Das Kochen und Backen von Oma war immer ein Highlight, und wir besuchten oft andere deutsch-jüdische Familien, um zu schmoosen und zu essen. Einige meiner glücklichsten Kindheitstage wurden auf diesem Bauernhof verbracht und ich bin stolz auf meine Wurzeln.

 Nach der Gedenkveranstaltung wurde ich zum Brunch in das Elternhaus von Alice Zappert Bonis in Binghamton eingeladen. Der Morgen war gefüllt mit Erinnerungen an die Mitglieder des Get Together Clubs, ihre Familien und die deutsche jüdische Gemeinde im südlichen Tier nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotz eines Generationsunterschieds fühlte ich mich zu Hause. Da war Zwetschgenkuchen, eine köstliche deutsche Pflaumenorte. Es war genau wie die eine Oma, die ich gemacht hat, und mir das Gefühl gegeben hat, dass ich ihr seit langer Zeit näher bin, als ich mich gefühlt habe. Alle waren sich einig, dass diese deutsch-jüdischen Einwanderer fleißige Menschen waren, die entschlossen waren, sich und ihren Familien ein gutes Leben zu machen, und sie machten das südliche Tier von New York zu einem besonderen Ort zum Leben.

Der Verband fühlt sich geehrt, sich an diesen einzigartigen Teil des Erbes unserer Gemeinde zu erinnern und eine Zeremonie abzuhalten, die an alles erinnert, was während der dunkelsten Zeit in unserer Geschichte verloren ging. Egal, ob Sie in Binghamton geboren und aufgewachsen sind oder von einem entfernten Ort zu uns kommen, indem Sie hier leben, sind Sie Teil von etwas, das von vielen besonderen Menschen gebaut wurde. Wir sind dankbar, dass Sie hier leben. Mit Ihrer Unterstützung werden wir weiterhin Erinnerungen schüren, Wurzeln pflanzen und eine fürsorgliche jüdische Gemeinde haben. Ich wünsche Ihnen viel Segen für das neue Jahr.

Quellen:

A. Huettner „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Staatsarchiv Freiburg  F 166/3 1248 – 1254 - 2041 -2389 – 2390 – 2594 – 6431 -  6805

                                  F 196/1 10720

Auskünfte von Dr. Todd Witte, Bellingham WA

Norbert Moses, geboren am 1. April 1917 in Kirchen, war das jüngste Kind von Samuel Moses und Rosa geb. Braunschweig. Er erlernte nach dem Schulbesuch das Metzgerhandwerk in Mannheim und emigrierte als 19jähriger,  am 10.12.1936 in die USA. In Norwich NY betrieb er ein eigenes Geschäft. Dort lernte er seine Frau Herta geb. Kaufmann, geb. 21.05.1921 in Mannheim gestorben am 22.08.1999 in Norwich kennen. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor: Eleanor geb. 1941; Rita geb. 1947; Harvey geb. 1950.

Norbert Moses starb am 27.02.1968 in Norwich/NY

Quellen:

A. Huettner „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Staatsarchiv Freiburg  F 166/3 1248 – 1254 - 2041 -2389 – 2390 – 2594 – 6431 -  6805

                                  F 196/1 10720

Auskünfte von Dr. Todd Witte, Bellingham WA

Thekla Bloch, geb. Moses wurde am 14.03.1812 als zweites Kind ihrer Eltern Samuel Moses I und Rosa geb. Braunschweig in Kirchen geboren. Zusammen mit ihrem älteren Bruder Siegfried und dem jüngeren Geschwister Norbert ist sie in ihrem Heimatdorf aufgewachsen. Am 19.12,1935 heiratete sie David Bloch aus Kirchen. Er arbeitete, ebenso wie sein Schwiegervater als Viehhändler. Am 21.03.1937 wurde Sohn Jakob in Basel geboren. 

David Bloch wurde am 04.03.1905 als Sohn von Salomon Bloch und Babette geb. Rieser in Kirchen geboren. Nach dem Schulbesuch arbeitete er als Viehhändler und heiratete am 19.12.1935 Thekla Moses. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Jakob geb. 1935 und Elian geb. 1939 hervor. Am 29.11.1937 emigrierte die junge Familie in die USA. David Bloch war in zweiter Ehe mit Irene Bloch aus Breisach gebürtig, verheiratet.. Sie lebten bei Los Angeles. David Bloch verstarb im Jahr 1970.

Quellen:

A. Huettner „Die jüdische Gemeinde von Kirchen“

Staatsarchiv Freiburg  F 166/3 1248 – 1254 - 2041 -2389 – 2390 – 2594 – 6431 -  6805

                                  F 196/1 10720

Auskünfte von Dr. Todd Witte, Bellingham WA

 

Bilder von Rebekka Braunschweig, Samuel Moses I, Rosa Moses, Thekla und David Bloch konnten leider nicht gefunden werden.

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